„Doch in Wahrheit wissen wir nichts von den Gefühlen des Herings. Wir wissen nur, dass sein inneres Gerüst aus über zweihundert verschiedenen, auf das komplizierteste zusammengesetzten Knorpeln und Knochen besteht. […] Zu den Besonderheiten des Herings gehört übrigens auch, daß sein toter Körper an der Luft zu leuchten beginnt. Diese eigenartige, der Phosphoreszenz ähnliche und doch von ihr grundverschiedene Leuchtkraft erreicht wenige Tage nach dem Eintritt des Todes ihren Höhepunkt und nimmt dann in dem Maße ab, in dem der Fisch in Verwesung übergeht. Es ist lange Zeit, ja ich glaube bis heute unerklärt geblieben, was es für eine Bewandtnis mit dem Leuchten der leblosen Heringe hat. Um 1870, als allerorten an Projekten zu einer totalen Illumination unserer Städte gearbeitet wurde, sollen zwei englische Wissenschaftler mit den seltsamerweise zu ihren Forschungen passenden Namen Herrington und Lightbown das absonderliche Naturphänomen untersucht haben in der Hoffnung, daß sich aus der von den toten Heringen ausgeschwitzten luminösen Substanz die Formel zur Erzeugung einer organischen, sich fortwährend von selber regenerierenden Lichtessenz würde ableiten lassen. Das Scheitern dieses exzentrischen Planes war, wie ich letzthin in einer Monographie über die Geschichte des künstlichen Lichts gelesen habe, ein kaum nennenswerter Rückschlag in der sonst unaufhaltsamen Verdrängung der Finsternis.“
The Missing, or: One Thing Next to Another zeigt Werke aus den Sammlungen Bergmeier und Oehmen im Dialog mit ausgeliehenen und für die Ausstellung neu konzipierten Arbeiten.